Wo das Auto zur Zeitmaschine wird
Am östlichsten Rand Frankreichs, nur wenige Kilometer von Freiburg entfernt, beginnt eine Reise in eine längst vergangene Zeit. So weit das Auge reicht erstrecken sich Weinberge. Vereinzelt ragen Burgen und Schlösser aus dem satten Grün hervor. Die kleinen Städte tragen Namen wie Colmar, Turckheim oder Munster und weisen auf die bewegte Geschichte der Region und der stolzen europäischen Nachbarn, Frankreich und Deutschland hin. Die Ortschaften bestehen aus wunderschönen Fachwerkhäusern und sind von gepflasterten kleinen Gassen durchzogen. Wie dieser stellenweise unwirkliche Ort heißt? Elsass, französisch Alsace, elsässisch ’s Elses.

Kirchplatz in Munster
Colmar – Die perfekte Kulisse für ein Märchen
Das Zentrum dieser märchenhaften Welt ist Colmar. Die kleine Stadt ist bekannt für ihre markanten bunten Fachwerkhäuser an einem kleinen Kanal, der auch als „Petite Venise„, das „kleine Venedig“ bekannt ist. Die Stadt bietet neben beeindruckenden Gebäuden, wie dem Pfisterhaus oder dem Maison des têtes auch berühmte Museen, wie das Unterlinden mit dem weltbekannten Isenheimer Altar. Tagsüber begegnet man in Colmar Pferdekutschen und natürlich Reisegruppen, Abends kann man erst in einer gemütlichen Wistub bei einem tollen Glas Wein die elsässer Küche genießen und findet im Anschluss auch noch die ein oder andere nette Bar oder Kneipe für einen Absacker. Interessanter Fakt: Colmar war die Heimatstadt von Frédéric-Auguste Bartholdi, dem Schöpfer der amerikanischen Freiheitsstatue. Eine kleinere Schwesterstatue befindet sich in Colmar mitten auf einem Kreisverkehr.
Das kleine 1-mal-1 der elsässischen Küche
Ein weiteres Highlight einer Reise ins Elsass? Definitiv das Essen! Die elsässische Küche vereint das Beste aus der gutbürgerlichen, eher rustikalen deutschen Küche mit dem gewissen Etwas der feinen französischen Küche. Das Ergebnis hat es in sich – und ist sicher nichts für eine Diät. Es gibt einige kulinarische Klassiker, die man bei einem Besuch im Elsass nicht auslassen sollte. Dazu gehört, neben dem prominenten Elsässer Flammkuchen mit Speck, Zwiebeln und Sauerrahm, das Choucroute bzw. Choucroute garnie. Dieses urtypisch elsässische Gericht besteht aus einem großen Teller Sauerkraut, garniert mit jeder Menge Wurst und regionalen Fleischspezialitäten. Klassiker sind natürlich auch Escargots, also Schnecken, die traditionell in Öl mit reichlich Knoblauch gegessen werden sowie Gänseleber, Foie Gras. Insbesondere im Munstertal sind zudem eine Fleischpastete in Blätterteig, Tourte genannt, und der zugegeben sehr gewöhnungsbedürftig riechende Munsterkäse sehr beliebt. Letzterer erinnert an Limburger, ist allerdings deutlich intensiver im Geschmack.
Ein durchaus empfehlenswertes Restaurant, um die traditionelle elsässische Küche auszuprobieren, ist die Wistub „La Petite Venise“ in Colmar. Besonders entlang des Kanals gibt es einige tolle Restaurants, teilweise auch Michelin-prämiert. Wer im Umland unterwegs ist, kann, trotz seltsam anmutendem Namen, dem Hupsa Pfannala einen Besuch abstatten. Hier lässt es sich gemütlich im Freien sitzen und das Örtchen Saint Hyppolyte, inmitten von Weinbergen und mit Blick auf die beeindruckende Burg Haut-Kœnigsbourg, ist allemal einen Besuch wert.
Mitten durch die Weinberge – Das Elsass entdecken
Colmar ist ohne Frage eine wahre Schönheit, aber sicher nur ein Highlight unter vielen im Elsass. Es gibt entlang der Straßen beeindruckende Burgen und Schlösser zu entdecken, wunderschöne alte Weingüter, glasklare Seen, wie der Lac Blanc in den Vogesen und natürlich bezaubernde kleine Ortschaften. Faszinierend ist beispielsweise Munster, bekannt für die Herstellung des bereits erwähnten gleichnamigen Käses. Hier lohnt es sich den Blick nach oben zu richten und erstaunt festzustellen, dass sich auf den meisten Dächern große Storchennester befinden. Überall findet man die mittlerweile seltenen Tiere und am Himmel ziehen sie anmutig ihre Kreise. Die Region ist bekannt für ihre Störche und überall lassen sich Stofftiere als Souvenir erstehen.
Das Elsass ist die perfekte Region um der Hektik des Alltags zu entfliehen. Hier ticken die Uhren irgendwie langsamer und ein Wochenende bringt die Erholung, die in der Regel erst nach einigen Tagen Urlaub einsetzt. Deshalb kann ich euch eine Reise, am besten mit dem Auto, nur wärmstens ans Herz legen. Und noch mal den Tipp geben, so viel klassisch elsässische Küche wie möglich auszuprobieren. Danach braucht es dann vielleicht ein paar Tage Salat, aber es lohnt sich!