Norwegen ist nicht gerade bekannt dafür, überfüllt zu sein. Auf einer Fläche so groß wie Deutschland leben gerade einmal 5,2 Millionen Menschen, davon mehr als ein Drittel im Ballungsraum Oslo. Während im Sommer wander- und Camping-begeisterte Touristen das Land bevölkern, hat man Norwegen im Winter für sich. Die meisten Hotels und Gaststätten sind geschlossen, Ferienhäuser verlassen und Campingplätze vielerorts im Tiefschnee begraben. Nur in den norwegischen Skiorten ist Hochbetrieb.
Auch wenn der Himmel häufig bedeckt ist und sich die Sonne eher selten zeigt, ist der Winter in Norwegen unglaublich malerisch und ein Trip durch die Fjorde eine einmalige Erfahrung. Hier sind meine 5 Tipps, die ihr für eine sichere und unvergessliche Reise beachten solltet…
1. Google Maps plant nicht mit Lawinen
Norwegen ist ein Paradies für Fans wunderschöner Landschaften und unberührter Natur. Ein Roadtrip ist wohl die flexibelste Art, das Land zu erkunden. Die Größe Norwegens ist bei der Planung eines Trips allerdings nicht zu unterschätzen. Immerhin sind es von Oslo im Süden bis zum Nordkapp schlappe 2.000km Strecke.
Bei einer begrenzten Reisezeit macht es deshalb durchaus Sinn, eine realistische Route, bspw. mit Google Maps zu planen. Aber: Wenn ihr im Winter eure Route durch die gebirgigen Teile Norwegens, beispielsweise die Fjorde im Westen plant, dann verdoppelt sicherheitshalber die von Google berechnete Fahrtzeit. Bei der Überquerung der Gebirgspässe kamen wir auf unserem Roadtrip regelmäßig in Schneestürme, die wir im Schneckentempo und nahezu ohne Sicht durchqueren mussten. Weiter unten im Tal versperrte uns eine Lawine für mehrere Stunden den Weg. Das Warten auf Räumfahrzeuge und Fahren in einer Kolonne ist typisch für den norwegischen Winter – seid besser darauf vorbereitet!
2. Wandern im Winter? Eine Frage der Ausrüstung!
Wanderungen durch den Tiefschnee können wunderschön sein. Allerdings nicht, wenn die Schuhe nach kürzester Zeit durchnässt sind und die Füße sich von Schritt zu Schritt mehr in Eisklumpen verwandeln. Dies lässt sich mit guten Wanderstiefeln und wasserdichten Gamaschen leicht vermeiden. Zudem bieten sich Spikes an, die sich an den Stiefeln befestigen lassen. Damit hat man auch auf vereisten Flächen einen sicheren Stand. Markierte Wanderwege zu finden, kann im Winter durchaus herausfordernd sein. Das sollte euch jedoch nicht davon abhalten, die tolle Landschaft Norwegens zu entdecken.
3. Selbstverpflegung ist angesagt
Es mag spießig klingen, aber es macht durchaus Sinn, mit einem Kofferraum voller Lebensmittel und ein paar Flaschen Bier oder Wein nach Norwegen zu reisen. Schon allein deshalb, weil es in vielen Orten überhaupt keine Möglichkeit gibt, richtig Essen zu gehen. Auf unsere Frage nach einem Restaurant im kleinen Hafenstädtchen Utne ernteten wir nur ein mildes Lächeln mit der Bemerkung, dass das nächste Restaurant fast eine Stunde entfernt wäre. In Skei wurde uns als einzige Möglichkeit, Essen zu gehen, die lokale Tankstelle empfohlen. Selbst hier kostet eine Pizza aber gerne mal 200 Kronen, also etwas mehr als 20 €. Bei Alkohol hört der Spaß in Norwegen bekanntermaßen auch schnell auf: In Oslo zahlt man für ein Bier im Restaurant regelmäßig über 10 €, der Preis für ein Glas Wein liegt meist noch etwas höher. Insofern macht es Sinn, nur sehr selektiv Essen zu gehen und lieber selbst den Kochlöffel zu schwingen. Dazu bietet es sich an, bei der Wahl der Unterkünfte auf das Vorhandensein einer Küche zu achten.

Fjaerland
4. Norweger lachen über deutsche Winterreifen
Spätestens als wir im Skigebiet Hemsedal den Versuch unternahmen, den vollkommen zugeschneiten Pfad den Berg hinauf zu fahren und uns kurz vor der letzten Kurve mit zwei Reifen im Straßengraben wiederfanden, mussten wir feststellen, dass wir den norwegischen Winter unterschätzt hatten. Glücklicherweise konnten wir die Vermieterin unserer Unterkunft erreichen und nicht mal eine halbe Stunde später befestigte ein bestens gelaunter Norweger ein Abschleppseil an unserem Heck und beförderte unser Auto ganz problemlos wieder auf die Fahrbahn. Bei dem Blick auf unsere „Goodyear“-Winterreifen konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und zweifelte den Beinamen der Reifen, „Ultragrip“, wohl sichtlich an.
Die meisten Norweger haben Winterreifen mit Spikes aus Stahl. Deshalb werdet ihr wohl bei eurem Trip auch selten jemanden am Straßenrand Schneeketten aufziehen sehen. Da sich in den gebirgigen Teilen Norwegens Straßenbedingungen häufig ändern, müsste man Schneeketten ständig auf- und wieder abziehen – sehr unpraktisch. Wir hatten keine Spikes, dafür aber auch den ein oder anderen Schweißausbruch. Wenn ihr euch einen enspannteren Roadtrip wünscht, habt ihr die Möglichkeit, bspw. in Oslo, Reifen mit Spikes auszuleihen. Wer mit schmunzelnden Norwegern leben kann, der schafft es aber wohl auch mit anständigen Winterreifen!

Unsere Rettung – Mit dem Traktor zurück auf die Fahrbahn
5. Folgt den braunen Schildern
Ihr werdet am Straßenrand regelmäßig braunen Schildern mit verschiedenen Symbolen wie diesem begegnen. Sie markieren Sehenswürdigkeiten, wie Wasserfälle, Gletscher oder auch Relikte der Wikingerzeit. Ihr solltet euch definitiv die Zeit nehmen, einigen Schildern zu folgen und die markierten Orte zu entdecken – es lohnt sich häufig!
Und das wichtigste zuletzt: Genießt eure Reise durch das wundervolle Norwegen. Habt ihr selbst Erfahrungen mit dem norwegischen Winter gemacht oder braucht noch weitere Tipps? Dann lasst mir gerne einen Kommentar da!
6 Kommentare
Interessanter Blog, wissenswerte Informationen, wir waren jetzt auch da und trotz vieler Informationen vorher War ich manchmal etwas enttäuscht weil wir so wenig wandertouren machen konnten.
Hey Doreen,
vielen Dank! Ja, ohne das passende Equipment ist man im Winter in Norwegen ziemlich aufgeschmissen. Und aufgrund der zugeschneiten Wegmarkierungen, findet man sich regelmäßig fernab des Wanderweges wieder. Trotzdem hat mir die winterliche Landschaft sehr gut gefallen. Man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass einige der bekanntesten Spots in Norwegen im Winter nur schwer zu erreichen sind.
Ich hoffe, Du hast deine Zeit insgesamt trotzdem genießen können. 🙂
Viele Grüße
Marc
Hey,
Ich würde kommenden Winter gerne nach Norwegen fliegen und wollte fragen, ob du Tipps für für Shops mit guter Wanderausrüstung und -Bekleidung hast.
Liebe Grüße und Danke im Voraus
Sandra
Hi Sandra,
es freut mich für euch, dass ihr euch im Winter nach Norwegen „wagt“! 🙂 Es lohnt sich wirklich und ihr werdet eine super Zeit haben!
Was Shops betrifft: Ist zwar sicher kein Insider, aber ich bin ein Fan von Globetrotter – Shops gibt es in vielen großen Städten und online.
Ansonsten bekommst Du eigentlich auch bei Amazon jede Menge, insbesondere wenn Du nicht zu viel Geld ausgeben willst.
Habt eine wundervolle Reise! 😉
Viele Grüße
Marc
Hallo Marc,
danke für Deinen schönen Beitrag! Ich plane jetzt im Winter zum Polarkreis (Ecke Nodrkapp) zu fahren (natürlich mit einem deutschen Auto mit Winterreifen und Ketten). Vielleicht leihe ich mir Reifen mit Spikes in Oslo, wie Du empfiehslt). Ich bin gerade dabei, die nötige Ausrüstung zu identifizieren und zu besorgen. Worauf würdest Du nochmal achten, wenn Du diese Reise nochmal antreten würdest?
Schöne Grüße,
Mahmoud
Hi Mahmoud,
sorry für die späte Rückmeldung!
Das wird sicher ein echtes Erlebnis, freut mich für Dich! 😉
Für mich gibt es für Norwegen nur ein paar Grundregeln:
1. Übernimm Dich nicht! Plane realistisch und mit genug Puffer. Das Fahren ist mitunter echt anstrengend – starker Schneefall, Eis und Wind. Pack auf jeden Fall eine anständige Sonnenbrille ein, denn die wirst Du auf den Fahrten brauchen, um nicht „Schnee-blind“ zu werden. Das viele Weiß und das reflektierende Licht hat meine Augen auf Dauer ziemlich angestrengt. Der zeitliche Puffer ist auch deshalb empfehlenswert, weil es am Straßenrand immer wieder spannenden und vor allem bildschöne Aussichten zu entdecken gibt.
2. Gute Vorbereitung! Dazu gehört die richtige Kleidung, insbesondere wasserdichte Schuhe/Gamaschen, ausreichend Verpflegung, vielleicht auch ein Kanister Benzin für alle Fälle. Wir standen bspw. mal 4 Stunden mitten im Nirgendwo und mussten auf die Räumfahrzeuge warten. Da möchte man Motor und Heizung nur ungern ausschalten und der Kanister beruhigt..
3. Realistische Erwartungen: Bei Unterkünften und Restaurants darfst man sich nichts vormachen – Norwegen ist bekannt für wunderschöne Landschaften und nicht für kulinarische Höhenflüge. Zudem ist es leider wirklich sehr teuer – aber das sollte Dir nicht neu sein! 😉 Deshalb nimm Dir alle Lebensmittel mit, die Du im Urlaub nicht missen möchtest. Vielleicht auch einen Camping-Kocher..
Ansonsten wünsche ich Dir eine wundervolle Reise ins Land der Trolle! Im einsamen hohen Norden läufts Du ja vielleicht wirklich mal einem über den Weg! 😉
Viele Grüße
Marc