Die Fahrt mit dem Expresszug nach Kandy, dem kulturellen Zentrum Sri Lankas und Pilgerziel gläubiger Buddhisten, dauert von der Hauptstadt Colombo aus etwas weniger als 3 Stunden. Auf dem Weg gibt es beim Blick aus dem glaslosen Fenster vieles zu entdecken: Menschen, die die Gleise entlangwandern oder gerade auf dem Nebengleis sitzend pausieren. Einfache Hütten aus Wellblech, die so unmittelbar an die Bahngleise angrenzen, dass es teilweise wirkt, als seien sie AUF den Gleisen gebaut. Jugendliche, die Steine um die Wette in einen kleinen Bach schleudern. Männer, die Drachen steigen lassen. Und immer wieder traumhafte Aussichten auf die malerische Landschaft, besonders wenn der Zug sich langsam seinen Weg ins Hochland erkämpft hat.

PERAHERA: DAS GRÖSSTE FEST DES LANDES
Als wir Kandy schließlich erreichten, stellten wir erfreulicherweise fest, dass es hier, auf etwas mehr als 500 Metern Höhe, ein paar Grad kühler und angenehmer war, als in Colombo. Die Stadt, die das kulturelle Herz des Landes bildet, liegt an einem künstlichen See und beherbergt im „Temple of the Tooth“ das heiligste Artefakt des Landes, einen Zahn Buddhas. Wir hatten großes Glück, im August nach Kandy zu reisen, denn zu dieser Zeit findet das Perahera statt, das größte Fest des Landes zur Ehrung Buddhas und der Zahn-Reliquie. Für fünf Tage finden jeden Abend lange Prozessionen durch das Stadtzentrum statt, bei denen insgesamt bis zu 100 Elefanten in beleuchteten bunten Gewändern, unzählige Tänzer und Träger riesiger Fackeln involviert sind. Wir waren am ersten und zweiten Abend des Festes dabei und schauten uns das Spektakel inmitten der Menschenmassen vom Straßenrand aus an. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, sich tagsüber Sitzplätze oder einen Platz auf einem Balkon zu reservieren. Im Jahr 2017 beginnt das Perahera am 29. Juli. Seid dabei! 🙂
„TEMPLE OF THE TOOTH“ UND ELEFANTENWÄSCHE
Wer den Elefanten noch etwas näher sein möchte, der sollte vor der Prozession tagsüber das Gelände des Zahntempels betreten. Dort werden die faszinierenden Tiere gewaschen, was sie sichtlich genießen, und für den Abend vorbereitet. Um die Anlage zu betreten, ist mindestens knielange Kleidung vorgeschrieben, was auch streng kontrolliert wird. Der Tempel selbst ist ein Ort der Ruhe. Hier beten die gläubigen Buddhisten vor dem riesigen Schrein, der irgendwo in seinem Inneren die Reliquie beherbergt. Auch wir setzten uns für einen Moment an den Rand, um die Stille dieses heiligen Ortes zu genießen.
AFFENFAMILIEN IM „UDAWATTA KELE SANCTUARY“
Tagsüber lädt das Umland von Kandy zu Wanderungen ein. Wir entschieden uns für den Weg durch das „Udawatta Kele Sanctuary“, ein wunderschönes Waldstück oberhalb des Zahntempels. Wir machten uns von Kandy zu Fuß auf Richtung Park, vorbei an einem kleinen Cricketplatz entlang der „Sri Dalada Tahpowana Vihara Road“. Udawatta Kele ist bekannt für seinen Artenreichtum, insbesondere Vögel, allerdings trafen wir hier vor allem auf die ersten Affen unserer Reise durch Sri Lanka. Ganze Familien kletterten nur wenige Meter vom Weg entfernt oder gesellten sich direkt zu uns. Auf dem Rundweg durch das tiefe Grün des Waldes und über einige gigantische Lianen hinweg, trafen wir immer wieder auf die kleinen, ganz und gar nicht scheuen Tiere. Insgesamt ist die Tour entspannt in unter zwei Stunden zu bewerkstelligen, lädt aber an vielen Stellen zum Verweilen ein. Auch der Blick auf die Stadt ist wirklich sehenswert.
LUNCH AM ZENTRALEN MARKT
Durch die Festlichkeiten waren viele Straßen mehr oder weniger dauerhaft gesperrt, so dass wir Schwierigkeiten hatten, einige der Restaurants und Bars im Innenstadtbereich zu erreichen. Allerdings gilt während des Perahera sowieso ein striktes Alkoholverbot. Wer es sehr günstig und „local“ mag, der probiert ein Curry in der Umgebung des „Clocktower“, in Richtung „De Soyza Lane“. Auch der zentrale Markt der Stadt ist ein toller Ort für einen Nachmittagsbesuch und den Kauf frischer Gewürze. Nach dem phantastischen Erlebnis Perahera in Kandy hieß es für uns dann wieder Abschied nehmen – nächstes Ziel: Ella.