Museen sind in Frankfurt nicht gerade Mangelware. Immerhin ist sogar ein ganzes Stück des städtischen Mainufers nach ihnen benannt. Im Bahnhofsviertel jedoch gibt es nur einen einzigen Vertreter der weitläufigen Frankfurter Museumslandschaft, und dieser hat sich einem äußerst praktischen Objekt verschrieben: Dem Hammer. Oskar Mahler ist der stolze Sammler und Schöpfer dieses ganz besonderen Ortes im ersten Stock der traditionsreichen Schuhmacherei LENZ in der Münchener Straße.
Die Süddeutsche nahm das Hammer Museum in ihre Reihe der kuriosesten Ausstellungen auf. Aber warum ist es eigentlich kurios, Hämmer zu sammeln? In einer Welt, in der Menschen in ihren Wohnzimmern Überraschungsei-Figuren und in ihren Gärten Gartenzwerge horten, scheint eine Sammlung solch nützlicher und historisch bedeutsamer Gegenstände eigentlich wenig merkwürdig.
Der Hammer ist ein Bild für Veränderung. Ein Werkzeug, mit dem die Menschheit die Welt geformt und Neues geschaffen hat. Es könnte wohl kaum einen passenderen Ort für ein solches Museum geben, als das Bahnhofsviertel. Denn nicht umsonst wird das Gebäude des Frankfurter Hauptbahnhofs von einer Statue gekrönt, die den Fortschritt verkörpert: „Atlas die Erdkugel tragend, unterstützt von Dampf und Elektrizität“. Dieses Bild kann als Leitmotiv des gesamten Viertels verstanden werden. Hier gibt es ständig Veränderung, hier pulsiert das Leben. Dies und noch viel mehr erzählt euch Oskar Mahler bereitwillig, wenn ihr seiner Sammlung einen Besuch abstattet. Auf Wunsch sogar bei einem Frühstück. Denn der „Herr der Hämmer“ ist neben einem Sammler vor allem auch ein Mensch, der faszinierende Geschichten zu erzählen weiß.
Da wäre zum einen seine eigene bewegte Geschichte, die 1952 im idyllischen Straubing in Bayern beginnt. Oskar Mahler ist ein Stadtmensch, wie er selbst sagt, deshalb zieht es ihn zum Kunstpädagogik-Studium nach Frankfurt. Daneben beginnt er schon früh mit einer künstlerischen Karriere und versucht sich zunächst an bildhauerischen Arbeiten, aus der auch seine Leidenschaft für Hämmer hervorgeht. Oskar Mahler kommt viel rum, es folgen internationale Stationen in Paris, San Francisco, London und Belfast. Mitte der Siebziger gründet er mit Freunden das Klappmaultheater, in dem er sich mehr als drei Jahrzehnte erfolgreich als Regisseur, Puppenspieler und Bildhauer betätigt. 2005 eröffnet er dann das Hammer Museum.
Es ist die Liebe zum Detail
sagt er, die ihn dazu bewegt. Seiner Meinung nach ist es eigentlich „vollkommen egal, welchem Gegenstand man sich liebevoll zuwendet. Wenn man es nur lange und intensiv genug tut, dann erklärt er einem am End‘ die Welt“. Letztlich ist das Kunstwerk Hammer Museum eine Bühne, die Oskar Mahler die Möglichkeit gibt, immer wieder neue Menschen kennen zu lernen und ihnen seinen Blick auf das Bahnhofsviertel und die Welt näher zu bringen.
Aber es ist nicht nur das Hammer Museum, das ihn mit dem Bahnhofsviertel verbindet. Oskar Mahler war Präsident des hiesigen Gewerbevereins, engagiert sich politisch und setzt sich unter anderem in der Werkstatt für das Viertel ein, das er so schätzt. Die Werkstatt ist eine öffentliche Diskussionsplattform, die jeden ersten Montag im Monat tagt und zu der jeder herzlich eingeladen ist, der sich für das Bahnhofsviertel interessiert.
Leider genießt das Frankfurter Bahnhofsviertel nach wie vor einen zweifelhaften Ruf. Als Bewohner der Elbestraße fällt es mir nicht schwer, Gründe dafür zu benennen. Hier sieht man fast täglich Dinge, die man schnell wieder aus dem Gedächtnis verbannen möchte. Aber die Straßen zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt bieten viel mehr als Drogenkonsumräume und rotes Licht. Oskar Mahler spricht von der Entstehung einer neuen Kultur, dem Bahnhofsviertel als Vorbild für ein besseres und fortschrittliches Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Gesellschaftsschichten. Er ist mit seinem Hammer Museum und seinem Engagement maßgeblich an seiner Entwicklung beteiligt. Ein „Dorfbürgermeister“ sollte er sein, wenn es nach Schuhmacher Lenz in einem Artikel der FAZ geht.
Und irgendwie hat er damit Recht – denn bei Oskar Mahler spürt man, wie sehr ihm „sein Viertel“ am Herzen liegt. Mich hat er mit seinem Werk überzeugt. Ich bin ein Fan des Hammer Museums, und das nicht nur bei Facebook.
Future has been cancelled due to the lack of interest
hängt gerahmt an einer Wand. Diesen Satz hat Oskar Mahler in der Nacht des Brexit auf Papier gebannt. Die Zukunft Englands kann ich wohl kaum beeinflussen. Aber ich werde mich zukünftig an der Diskussion in der „Werkstatt“ beteiligen und vielleicht kann ich so zumindest an der Entwicklung des Viertels mitwirken, in dem ich lebe. Ich lade euch ein, sich mir anzuschließen.. und natürlich Oskar Mahler und seinem Hammer Museum einen Besuch abzustatten. Bestellt ihm einen lieben Gruß von mir! 🙂
2 Kommentare
Schöner Beitrag Marc, beim nächsten Frankfurt-Besuch bestell´ ich ihm nen schönen Gruß Liebe Grüße, Julia von https://birdsandfeather.de/
Hey Julia, vielen Dank! Freut mich, dass Dir der Artikel gefällt. Toller Blog und ich liebe deine Instagram-Bilder! 🙂